Gäste und Touristen in Fokus
Katholische Kirche geht im Allgäu neue Wege - und wagt dabei Experimente
Leutkirch / Lesedauer: 3 min

„Die Transformation der Gesellschaft macht auch vor den Kirchen nicht Halt“, konstatiert Pastoralreferent Benjamin Sigg. Deshalb will der Inhaber der Profilstelle „Netzwerk: Spiritualität-Pilgern-Tourismus“ im württembergischen Allgäu neue Kirchenformen voranbringen und damit auch experimentieren.
Viele gesellschaftliche Strukturen ändern sich. Dazu zählt unter anderem, dass sich Gläubige vermehrt nicht mehr als klassische Mitglieder einer Kirchengemeinde verstehen. Gleichzeitig gibt es nach Einschätzung von Benjamin Sigg aber auch immer mehr Menschen, die gezielt kirchliche Orte aufsuchen - etwa die Galluskapelle an der Autobahn 96 bei Leutkirch - „und dort gerne für eine bestimmte Zeit zu Gast sind.“
Vor allem überkonfessionelle Angebote kommen bei dieser Gruppe offenbar sehr gut an. Ein Beispiel dafür sei der „Garten der Kirchen“, der in diesen Tagen die Wangener Gartenschau bereichert. „Die Menschen haben eine geistliche Sehnsucht, die sie an solchen Urlaubsorten stillen“, ist Sigg überzeugt.

Genau um diese Gäste, die „nicht in eine Struktur zu pressen sind“, geht es beim Netzwerk „Allgäusegen“. Zu dieser Gruppe zählen nach Angaben des Pastoralreferenten zahlreiche Einheimische, aber vor allem auch Urlauber und Freizeitbesucher, auf die das Dekanat Allgäu-Oberschwaben nun einen besonderen Fokus legen möchte.
Die mobilen und flexiblen Angebote sollen „Rast für die Seele“ ermöglichen. Ein Beispiel dafür sind neben dem „Garten der Kirchen“ auf der Landesgartenschau eine sogenannte Segensbox, die im Oktober in der Galluskapelle offiziell eröffnet werden soll.
Eine mobile Segensbox
Einige Leute haben dort ihre „Segensgedanken“ eingesprochen, die thematisch sortiert sind und per Bildschirm-Berührung abgespielt werden können. Inspiriert sind die Inhalte vom Gästebuch der Galluskapelle, in das Besucher ihre Gedanken, Bitten und Wünsche eintragen können.
Geplant ist, dass die Segensbox zu einem späteren Zeitpunkt auch an anderen Standorten beziehungsweise in anderen Kapellen aufgestellt wird - etwa in solchen, die sich an beliebten Radrouten im württembergischen Allgäu befinden. Der Segen ist laut Sigg etwas, „das in verschiedenen Lebenssituationen trägt und ermutigt“.
Projekt „Wohnzimmerkirche“ startet
Ebenfalls neu geschaffen wird unter anderem die „Wohnzimmerkirche“. Bei diesem spirituellen Angebot ist vorgesehen, an ausgewählten Orten mit einem kleinen Team moderne Veranstaltungen im Gottesdienst-Charakter durchzuführen. Der Start ist am Freitag, 6. September, 18.30 Uhr, in der Galluskapelle. Sigg spricht von einem „Abend voller Gebete und Geschichten, die uns bewegen“.
„Es ist bereichernd, über die Grenzen von einzelnen Kirchengemeinden hinweg zu denken“, sagt Sigg. Er ist froh darüber, Teil des Entwicklungsprozesses zu sein, wie Kirche in der Region künftig gestaltet sein soll. Er betont, dass es zunächst darum gehe, neue Angebote auszuprobieren und dabei Erfahrungen zu sammeln.
„Wir suchen einfach nach Möglichkeiten, mit vielen Menschen in Kontakt zu kommen.“
Benjamin Sigg
Eine Variante davon ist, bestehende, größere Veranstaltungen auf potenzielle Kooperationen zu prüfen. „Wir suchen einfach nach Möglichkeiten, mit vielen Menschen in Kontakt zu kommen“, erklärt Sigg. Gelungen ist dieses Konzept jedenfalls bereits auf der Wangener Landesgartenschau, wo in den vergangenen Wochen und Monaten unter anderem viele wertvolle Gespräche entstanden seien.
Auch nach Abschluss des Großprojektes auf der Gartenschau wollen die Verantwortlichen gezielt im Tourismusbereich präsent sein. Eine wesentliche Rolle dabei werde dann auch der Ferienpark Allgäu von Center Parcs spielen. Derzeit wird bereits nach Wegen gesucht, die Urlauber bestmöglich über die Angebote im Netzwerk Allgäusegen zu informieren.
Dazu zählen auch die bereits seit längerer Zeit bestehenden Pilger-Angebote im württembergischen Allgäu. „Viele Menschen suchen auf dem Martinusweg im Allgäu oder beim Samstagspilgern nach ihrem Weg und unterbrechen ihren Alltag“, erklärt Sigg. Seine Profilstelle soll auch diese Angebote fortführen und stärken.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.allgaeusegen.de